Einzelnachhilfe vs. Gruppennachhilfe

Oft stehen Familien vor der Entscheidung: individuelle Einzelnachhilfe oder doch lieber Unterricht in einer Kleingruppe?

In den letzten Jahren habe ich Erfahrungen mit beiden Modellen gemacht und berichte euch deshalb von meinen persönlichen Erkenntnissen. Meine Gedanken sind weder allgemein gültig, noch vollständig. 

Kosten

Bei den Kosten siegt ganz klar die Gruppennachhilfe. Als Nachhilfelehrerin kann ich pro Kind einen deutlich geringeren Preis für das Lernen in der Gruppe kalkulieren. Neben dem üblichen Stundensatz rechne ich noch den zusätzlichen Verwaltungsaufwand ein. So kann ich die Gruppennachhilfe zwischen 40% und 63% günstiger anbieten als Einzelnachhilfe.

Unterrichtsinhalte

Lerne ich nur mit einem Kind, richten sich die Inhalte natürlich voll und ganz nach den aktuellen Bedürfnissen. Beim Unterricht in der Kleingruppe müssen hier ab und an Abstriche gemacht werden, um Kompromisse zu finden. Es ist beim Zusammenstellen der Kleingruppe daher wichtig, auf Vorkenntnisse und das Lerntempo zu achten. 

Konzentration & Motivation

Du kennst dein Kind am besten. Wird es durch andere Kinder abgelenkt und versucht sich hinter ihnen „zu verstecken“ oder motiviert das Lernen mit PartnerIn? Hier gibt es wirklich keine pauschale Antwort. Beobachte deshalb wie sich dein Kind verhält, wenn FreundInnen nach der Schule zu Besuch sind und beispielsweise die Hausaufgaben gemeinsam erledigt werden. 

Lernmethoden

Lernspiele, Diskussionen und Sprachübungen funktionieren in der Kleingruppe oft besser. Außerdem kann beim Lernen in der Gruppe ein Kind die Position des „Lehrenden“ übernehmen. Das hat Vorteile für alle. Das lehrende Kind versprachlicht den gelernten Stoff und erreicht somit durch den Perspektivwechsel eine der höchsten Stufen in vielen Lernmodellen. Ich als Lehrerin kann dadurch außerdem beurteilen, ob die Thematik auch wirklich verstanden wurde oder, ob die richtige Lösung nur ein Zufallstreffer war.
Den anderen Kindern wird der Lerninhalt erneut auf eine andere Weise erklärt, Mitschüler haben dabei oft ein besseres Gespür, da sie vor kurzer Zeit noch auf dem gleichen Level waren. 

soziale Interaktion

Gerade in der aktuellen Zeit fehlt es vielen Kindern und Jugendlichen an der sozialen Interaktion. Kompromisse eingehen, den anderen aussprechen lassen – diese Sachen lernen wir in der Gruppe ganz nebenbei. Aber auch wie man zu seiner Meinung steht und diese begründet – denn nicht selten kommt es zu unterschiedlichen Ergebnissen bei der gleichen Aufgabenstellung. 
Trotzdem darf nicht unerwähnt bleiben, dass das Infektionsrisiko in der Gruppe natürlich größer ist als im Einzelunterricht. Dies gilt es abzuwägen. 

Zusammenfassung

Grundsätzlich gilt: jedes Kind ist anders, jede Familie hat andere Bedürfnisse. Diese Übersicht dient deshalb nur als Denkanstoß. Beide Modelle haben ihre Stärken und Schwächen. Was am besten funktioniert, besprecht ihr also in Ruhe gemeinsam mit eurem Kind. Die beste Nachhilfe führt ins Leere, wenn der Schüler oder die Schülerin nicht mitzieht.

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